Kurznotiz zum Autism Pride Day

Es wird besser. Zumindest das Hören und Verstehen.
Schlechter wird nur das Sehen und Begreifen. Ich bin schnell geblendet – ein bewölkter Himmel vor der Sonne reicht im Moment schon, um mir weh zu tun. Dass meine Arbeit überwiegend daraus besteht auf helle Bildschirme zu schauen, bedeutet, dass nicht mehr nur meine Haut brennt und summt, sondern auch der Großteil meines Gesichts von einem breiten drückenden Schmerzband dominiert wird.
Aber ich kann mich zusammenhalten. Alles gut. Arbeit läuft, Haushalt klappt, Beziehung funktioniert. Konzentrationsübungen und Ablenkungen helfen. Machen nichts weg, aber verhindern die komplette Talfahrt. Mehr sollen sie ja auch nicht.

In der letzten Woche war Autistic Pride Day.
Da dachte ich darüber nach, einen Text darüber zu schreiben, wie sehr ich auf eine allgemeine Anerkennung meines Autismus angewiesen bin, um den gleichen Pride-Moment zu haben, wie ich ihn in Bezug auf mein nicht-binär-Sein und Pansexualität haben kann.
Und wie komisch das eigentlich ist.
Über nicht-binär-sein oder Pansexualität macht kaum wer abfällige Witze oder schreibt gezielt ausgrenzende Gesetze – das wird einfach ignoriert. Mein Pride-Moment darüber zu sein, wie ich in Bezug auf Sexualität und geschlechtliche Identität bin, ist sicher, weil ihn mir niemand nehmen will.
Aber in Bezug auf meinen Autismus stört mich genau diese Ignoranz. Dieses im Moment, zumindest so von mir wahrgenommene, komplett allein damit sein. Dieses Ungesehensein. Und das Gefühl auch erst dann auf ein anerkennendes Gesehenwerden bestehen zu können, wenn er mich nicht mehr so behindert wie jetzt. Was auch wieder total unsinnig ist, weil meine Symptomatik ja gerade jetzt im Moment ziemlich unübersehbar ist – und trotzdem nicht gesehen wird.

Es ist schwierig.
Vielleicht will ich nur aufn Arm, wo alles irgendwie egal ist.


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