wie es manchmal ist

Am Donnerstag habe ich den Verlust realisiert.
Am Mittwoch erfahren, dass ich tatsächlich eine Magenschleimhautentzündung habe.
Am Dienstag keine zwei Meter und 5 Minuten vom Ende der Therapiestunde begriffen, dass mir nur Täter*innen jemals wirklich nah waren.
Am Montag ein Update für den Rettungsstand meines Computers abgefragt.
Am Wochenende hat die Blutung voll eingesetzt.

Und dann war da nur noch Impulssuppe. Bauchschmerzen. Fragen nach G’tt, Antworten auf die Realität.
Ich habe meine Ressourcen genutzt. Habe telefoniert, Sprachnachrichten ausgetauscht, war schwimmen, stricken und arbeiten. Lag unter der schweren Decke und im Bett. Stand still verbunden im Wald und weinte vor dem Supermarkt, an Ampeln, auf dem Parkplatz vor unserem Haus. Streichelte Bubi und meine Erinnerungen an Sookie.

Am Montag konnte ich mich damit nicht mehr halten. Versorgen. Trösten. Tragen. Sehen. Verstehen. Da wurde das Ressourcen- und Reorientierungsplaster zu einer schwimmenden Fassade mit unregelmäßigen Rändern.
Die wenigsten meiner Freund*innen feiern traditionell oder überhaupt Weihnachten. Aber die meisten verschwinden in der Zeit. Sind mit anderen zusammen. Fahren weg. Noch weiter, als sie eh schon von mir wohnen.
Und mein Mann ist schon seit Wochen, vielleicht auch Monaten, immer wieder weg. Geistig. Manchmal auch emotional. Wegen der Arbeit. Die einfach wichtig ist. Auch für uns. Nicht nur wegen des Geldes. Er arbeitet in einem Job, in dem es nie Pause gibt. Jederzeit irgendwas passieren könnte, auf das reagiert werden muss. Stundenlange Meetings, komplizierte Entscheidungen und Abwägungen vorgenommen werden müssen. Jeder-fucking-zeit. Auch in der Zeit, in der wir gemeinsam trauern oder einander Kraft geben könnten. Oder teilen könnten, wie es uns mit der Welt und ihrem Geschehen geht. In den vergangenen Wochen war jeden Tag jederzeit.

Am Ende konnte ich lange mit meiner Therapeutin telefonieren.
Die Suppe gelieren lassen, aufteilen und in Gruppen sortieren.
Ich konnte nochmal schwimmen gehen. Noch mehr Magenschutz kaufen. Meinen reparierten Computer abholen. Weiterstricken. Meine Bedarfsmedikation absetzen. Mit Bubi rausgehen und hinnehmen, wie die Lage bei meinem Mann ist, wenn ich wieder reingehe.
Akzeptieren, dass es ist, wie es ist.
Nicht, wie ich es brauche.
Nicht, wie ich es möchte.
Aber so, wie es manchmal, jetzt, hier und heute eben ist.


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