the Piano Guys in Düsseldorf- ein Fangirlbericht

Sie beginnen als “ two middleaged Dads, with a piano and a cello“ und landen direkt am Nerv vieler Menschen.

Neugierig, kreativ, leidenschaftlich, sensibel und Note für Note glühend: the Piano Guys.

Man muss weder Cello noch Piano als top of all instruments bei der Lieblingsmusik haben, um diese beiden virtuosen Musiker gern spielen zu hören.
Ihre harmonischen Ensembles und die in Haut, Haar und jede andere Zelle im Körper übergehende Rhythmen, lassen kaum Platz für Ablehnung.

Am Samstag den 7.12. 2013, spielten der Sohn deutscher Immigranten, Jon Schmidt und Steven Sharp Nelson, ein Pionier des „cello percussion“ und allgemeines Multitalent in „Ich spiele Cello, Footdrum und hier habe ich noch ein paar andere Knöpfe…“ im Düsseldorfer Robert Schuhmann Saal.

Es ist mein erstes Konzert überhaupt gewesen und ich denke, dass es besser hätte gar nicht sein können. (Obwohl doch- immer hin hätte ich ja auch einfach ein paar Reihen nach vorn gehen können und mit ihnen abklatschen können- so von Spinner zu Spinnerin).

Zu Beginn spielten sie Kommentare von YouTube-UserInnen zu ihren Videos ein, was mich sehr berührt hat.
Sie begannen ihre Karriere dort und hätten ohne die vielen Likes und Videosshares nicht so schnell mal eben ein Piano auf die große chinesische Mauer stellen lassen können, um ein Stück wie „Kung-Fu-Piano“ zu spielen- ein Stück über das zu hören ich mich sehr gefreut habe, weil die GEMA (YouTube’s zuverlässigster Spaßkiller- dicht gefolgt von Datenkrake Google), die Verlagsrechte für Deutschland nicht eingeräumt hat und deutsche Fans des Duos vor krisselndem Bildschirm hocken müssen.
Unter den Kommentaren waren Sätze wie: „Believe in humanity- restored“; „Your music helps me, to become a better man“; „ice cream to my tears“.
Ich hätte gleich losheulen können- sind das doch genau die Art Komplimentkommentare, die mir verschämt sachte per Email seit über einem Jahr WordPress-Bloggen angereicht werden und mir gleichsam immer wieder neu das Gefühl geben: „Ja, was ich hier tue gefällt nicht nur mir.“; doch die Guys begannen sofort mit „Rolling in the deep“ und glitten in einen anderen Popsong, der mir nicht mehr einfällt, aber nahtlos im Fluss der Melodie lag.

Das Tempo blieb insgesamt im oberen Bereich, was die beiden mit technischer Perfektion und Herzblut scheinbar mühelos halten konnten.
Mühelos, erschien so vieles.
Immer wieder sprenkelten die beiden Showelemente ein. Ob Jon mit seinem Restdeutsch oder im Wechsel mit Steven, die kleinen Sprüche zum Thema „Wieso heißen sie Piano Guys, wenn ein Cellist dabei ist?!“.
Kleine Improvisationseinlagen- unter anderem eine sehr lustige Darstellung der Eintönigkeit der Celloline in Pachebels Canon D und eine kleine Transponierungsreise rund um den Globus.

thePianoGuysDass man auch als Pianist mit dem Hintern wackeln und ach überhaupt sehr körperlich werden kann, bewies der Tastenklopper Jon eindrucksvoll, was ihm ein johlendes Publikum dankte.
Apropos Körperlichkeit und Instrument- wer sich fragt was man alles Coolgeniales mit seinem Instrument anstellen könnte, kann sich die zwei ruhig mal anschauen.
Von Stevens Percussions zu Jons Klavierspiel mit Fuß, Unterarmen, Kopf… (welche Gliedmaßen hatte er noch auf der Klaviatur…?)- alles ist möglich!

Und, dass neben allem, was die beiden alleine machen, zusammen mit ihrem Songwriter und Songproducer Al van der Beek und ihrem Produzenten, der auch die Videos für die beiden macht, noch sehr viel mehr gehen kann, durfte das restlos begeisterte Publikum auch noch erleben.
Sie spielten zwei Stücke zusammen „am Klavier“- auf PianoGuy- Art unter anderem und als Zugabe „Angels we have heard on high“:

Es war ein superklasseobertollfeingrandioswundergutes YEAH!- Konzert, das mich mit einem Ohrwurm und hopsendem Innenleben hinausschweben ließ.

(Als Edit: Die Musiker sind Mormonen- ich mag die Musik und die Lebensfreude die ihre Musik transportiert, teile aber nicht ihre religiösen Intensionen.).