Das ist Gefangenschaft in Freiheit

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Heute war der 100ste Tag, nach Befreiung von täterunterstützender Kontrolle.

Wir sind enttäuscht, dass sich dieser Teil Freiheit nicht besonderer anfühlt.
Dass wir dennoch gefangen sind.

Man sieht- es ist kein gebackener Kuchen. “Anxiety” und die BÄÄÄMs haben es geschafft, dass wir uns keinen richtig echten Kuchen zugestehen konnten.
Hart erkämpft und schmerzhaft teuer bezahlt haben wir diesen Keks, die kleine Kerze und die Zuckerschrift.

Wir sind frei und doch haben uns unsere Geschichte und alle Folgen von ihr noch immer in ihrem Käfig.

Das ist keine Freiheit.
Das ist
Gefangenschaft in Freiheit.

Und doch hören wir nicht auf an den Käfiggittern zu rütteln und zu kämpfen.
Das hier ist noch lange nicht das Ende.
Wir sind erschöpft, fühlen uns schwach und klein.
Aber wir wissen, dass dies bald auch wieder zu Ende geht. Dass dies eine dieser schmerzhaften Phasen ist, durch die man manchmal gehen muss. Und, dass wir bis jetzt immer an irgendeiner Stelle gestärkt wieder aus solchen Phasen heraus gekommen sind.

Es fühlt sich nicht so an. Nein es fühlt sich überhaupt gar nicht so an.
Jetzt sind wir im Tal der Tränen. Betteln die Gefängniswärter an, uns freizugeben.

Aber bald können die Tränen wieder trocknen.
Und dann werden wir Stein für Stein weiter diese Gefängnismauern abtragen.
Wir wissen, dass wir das können. Wir wissen, dass wir dabei Hilfe bekommen werden.

Bald.

[P.S. Ja- wir sind echt so spießig und häkeln uns Tischdeckchen haha]

hilflose Helfer

Es gibt Tage, da kann man nicht gewinnen. Ist aber gezwungen weiterzuspielen.

So ist das Leben- es geht immer weiter und es geht um des Lebens selbst Willen.
An sich bin ich sehr dankbar für diese Einstellung des Lebens zu sich. Es ist wertbefreit und geht einfach nur darum prinzipiell existent zu sein. Ausgestaltung und Befindlichkeit ist sekundär.

Wenn es sich doch bitte nicht gleich immer so ganz fürchterlich anfühlen würde, wenn es mal “untoll” ist! Und wenn doch bitte auch nicht immer gleich meine ganze Welt wackeln würde.
Himmel noch eins!

Es geht uns nicht gut. Es geht uns überhaupt nicht gut, schon seit wir “den letzten Tanz “ getanzt hatten nicht. Diese riesengroßen Warum?´s haben nachwievor keine neue Bleibe. Sie wachsen und wachsen nachwievor und es gibt immernoch keine Antwort. Keine Sprache und keine Worte um zu erklären oder in Kommunikation zu kommen. Der schriftliche Ausdruck ist das einzige Ventil und dieses ist noch nicht einmal so entlastend wie sonst. Fast eher das Gegenteil.
Wir fühlen uns von dieser sonst so zuverlässigen Ressource verlassen. Und dieses Verlassenheitsgefühl ist noch wieder Nahrungsgrundlage für diese Warum?´s.

Aber wir sind ja nicht mehr klein und darauf angewiesen, dass andere uns sagen, dass wir uns Hilfe holen können und dürfen.
Wir haben versucht es in der Therapie zu besprechen und sind in eine Kette gerutscht. Total ärgerlich! Klar- sowas kann passieren und gerade wenn man neu anfängt mit jemandem und allgemein eher krisig ist- aber bei diesem Thema war es super mega scheiße, dass es passiert ist. Diese Stunde vor dem Urlaub im größten Teil mit Reorientierung zu vergeuden, war einfach nicht gut.
Und selbst an dem Punkt hielten wir uns vor: “Okay wir sind groß, wir haben viel gelernt- ja wir machen dies und das und dann das und das und dann nutzen wir dies und jenes…” Ja- eine Woche Therapeutenurlaub, bekommt man so auch noch hin. Davon geht die Welt nicht unter. Das Leben geht ja weiter- egal, ob man gewinnt oder nicht. Ob beschissene Feiertage, die noch wieder ganz andere Sachen in Wallung bringen, dazwischen liegen und man gleich mal noch DIE Sinnkrise ever dazwischen schiebt, oder nicht. Es lebt und lebt und lebt.
Wie dieses bekloppte Energizerhäschen (ehrlich- derjenige der sich diese Werbung ausgedacht hat, muss doch inzwischen reich sein, oder? Wann gabs die im Fernsehen? Und immernoch wirds als DER Vegleich für Langlebigkeit herangezogen.. Bombe!) gehts immer weiter- vielleicht auch in pink und plüschig mit irrem Grinsen?

Doch das Leben ist ja auch Entwicklung und Mutation. In unserem Fall haben sich mal eben die Warum?´s mit einem weiteren Aspekt, der gerne mal in Bezug auf überlebte Gewalt auftaucht, gepaart. Herausgekommen ist ein ekelhaft ohnmächtig machendes: “Ist das wirklich passiert?! WARUM hab ich dann kein Wort dafür?! Ich hab doch sonst immer Worte! Weil ich jetzt keins hab, kanns ja auch gar nicht passiert sein.”
Dieses fliederfarbene kratzig inkonsitente Ding legt alles lahm.

Und das ganz offensichtlich auch bei Helfern und Gemögten.
Es tauchte auf, nahm uns in Besitz und wir sind trotzdem immernoch groß und sorgen gut für uns- obwohl es sich inzwischen so anfühlt, als wäre es sowas von falsch und verboten (Weil: “Es ist ja nichts passiert- man kann es ja nicht benennen- also darf man auch keine Hilfsressourcen fressen”) und dann: Versagt das Hilfsnetzwerk.

Großartig.
Ja. Menschen dürfen krank sein. Ja. Menschen dürfen arbeiten. Ja. Menschen dürfen mich nicht verstehen. Ja. Niemand ist verpflichtet mir zu schreiben, mich anzurufen oder überhaupt Kontakt mit mir zu machen. Ja. Alles richtig und okay.
Aber ich brauche doch Hilfe!
Und jeder sagt mir doch, dass ich sie haben darf.
Und sogar wo ich sie bekommen kann.

Also riefen wir bei der Telefonseelsorge an. Und hatten eine Frau am Telefon die einerseits Verständis hatte und bemüht war zu helfen (“Wenn sie es nicht so sagen können, schreiben sie es doch auf und rufen mich nochmal an. So in einer Stunde. Vielleicht geht es dann”) aber andererseits absolut nicht in der Lage mehr zu tun, als uns zu sagen “Sie brauchen professionelle Hilfe”. Ja Sorry- aber auf diese Glanzidee waren wir auch schon gekommen?!
Also zweite Email an die Frauenberatungsstelle. Keine Antwort. “ Findet sie uns doch scheiße? Hat sie jetzt doch für sich erkannt, wie schlecht wir sind und sie will sich schützen?! Krankheit? Tod?! PC kaputt? Darf man nicht so fragen? Was hab ich falsch gemacht? G’tt- hat sie Ärger gekriegt?!” rasen die Ideen und Gedanken wie ein D-Zug durch Kopf und Seelen- obwohl man eigentlich weiß, dass das Meiste dieser Gedanken Quark ist.
Also bestimmt der 20ste Anruf an eine der Stellen an der wir unsere Gemögten vermuten. Handys angeklingelt. Keine Antwort.
Wie ein Krake die Arme ausgefahren.
Letzte Station: sozialpsychiatrischer Krisendienst. “Wo wohnen sie- ich denke es ist besser wenn sie jetzt nicht allein sind. Wir können uns über eine Krisenintervention in unserem Hause unterhalten” Prima!!! Jetzt gleich noch ein paar Klapsenerinnerungsflashs und ich denke:
“Maaaan- ich will eure Hilflosigkeit nicht sehen! Ich will jetzt einen der mir einfach nur ein Wort gibt! Ich will das jetzt hier einfach nur mit einem Stempel versehen können und nichts weiter als es so verpackt auf meine Müllkippe schmeißen! Jetzt zeigt mir doch nicht, dass ihr diesem schlimmen Ding auch so hilflos ausgeliefert seid wie ich! Ihr seid doch die Anderen! Ihr seid doch die, an die ich mich wenden soll, wenn ich Hilfe brauche! Ihr seid doch die, die Macht haben das alles ein bisschen von mir zu nehmen!”

Nein, das sind sie alles nicht. Keiner ist das. Mal wieder wackelt unser (total junges und mühsam ins Innen gebrachte!) Bild davon, dass man Hilfe bekommt, wenn man sie braucht. Mal wieder sind wir in einer Position, in der wir Innenkinder die ihre Gefühle von abgrundtiefer Einsamkeit, Verzweiflung, Ohnmacht, Hilflosigkeit und einem gewissen Ausgeliefert sein in sich tragen, nicht so einfach “ruhig” bekommen. Wo wir nichts aber auch gar nichts einbringen können um Entlastung, Linderung oder schlicht “Ja… ich bin da” erschaffen zu können.

Dann klingelte das Telefon und eine Gemögte war dran. Sie kennt uns. Sie weiß um unser sein. Und schafft es doch auch nur wieder noch weitere Risse reinzubringen.
So schaltet es um auf diesen “Ja ich nehme an was da ist und lasse sie nicht spüren, wie es in mir schreiht”- Modus.
Der beste Aspekt an dem Anruf ist noch, dass wir wissen, dass sie überhaupt noch lebt. Dass sie da ist- immerhin diese Angst kann man in dem Moment schon mal abhaken.

Und der Rest?
Es liegen jetzt etwa 165 einhalb Stunden vor uns, die wir irgendwie leben müssen.
Klein und schwach und verletzt- fühlend, obwohl wir doch groß sind. Und obwohl wir doch wissen, dass wir eigentlich Hilfe bekommen könnten. Und doch ist es einfach schlicht die falsche Hilfe.

Warum gibt es keine Telefonseelsorge für traumatisierte Menschen?
Warum werden die Menschen bei der Telefonseelsorge so schlecht auf solche Themen vorbereitet?
Warum sind sie Funktionen der öffentlichen und kostenlosen Beratungsmöglichkeiten so exakt auf: “Entweder sie kommen klar oder sie müssen in die Psychiatrie” ausgerichtet?

Warum sind denn alle so hilflos und gaukeln mir aber vor, sie wären es nicht?

Warum sitze ich hier jetzt allein in meiner Wohnung, hab Angst, fühl mich schlecht und keiner ist bei mir, wenn ich doch so groß bin und eigentlich alle Hilfe ranholen kann, die ich brauche? Ich muss doch nicht mehr allein sein. Ich kann doch jetzt für mich eintreten. Ich bin doch jetzt auch groß und mächtig!

Warum soll dann die einzige Hilfe ausgerechnet die sein, die mich klein und schwach macht?
Fühlen sich dann alle Helfer weniger hilflos?
Warum soll ich mich denn dafür opfern?

Ich hab euch doch nichts getan!

Schmerz

“Wenn man ein eigenes Blog oder eine eigene Website hat, ist der Wunsch nach Anerkennung des Geschaffenen permanent vorhanden; zumindest latent”, ereichte mich heute ein Kommentar.

Oh man- will ich Anerkennung? Gesetzt den Fall, es gäbe welche- wäre sie erlaubt? Nein- natürlich nicht! Aber ich brauche es ja auch nicht zu befürchten. Kommt ja keine.
Und wenn doch, dann wird sie mir gleich wieder weggenohmmen von den “BÄÄÄM”s (oder von der allgemeinen Dissoziation- eigentlich braucht man diese Anerkennung ja nur einem Innen zu sagen, zu dem ich (noch) keinen Kontakt habe. So oder so bin ich also (vorerst) sicher davor, Anerkennung oder Lob aushalten zu müssen.
Phu! Na, dem Himmel sei Dank!

Trotzdem schleicht sich nach dem Kommentar die Frage ein, was ich hier (im Leben, in dieser Welt) eigentlich treibe. Gut- das frage ich mich jeden Tag und selten bekomme ich wirklich eine Antwort darauf. Meistens habe ich sowieso nicht genug Kapazität dann darüber ins Grübeln oder vielleicht ins Bedauern zu kommen, dass ich keine Ahnung habe.
Heute aber ist ein Feiertag, es regnet, ist grau und trüb, ich habe Schmerzen und fühle mich ganz grundsätzlich schlecht. Perfekte Bedingungen also mal so richtig nachzudenken.

Ergebnis bis jetzt: Ich lebe einen Alptraum und will das perfekte Leben.

Liebe Nichtbetroffenen: So stelle ich mir eure Welt vor:

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Die Gefahr im Rücken- aber wenn man nicht hinguckt, dann ist alles gut (und hey seien wir mal ehrlich- soooo groß und schlimm ist die Gefahr wohl auch nicht, oder?). Niemand ist allein. Die Sonne scheint, Blumen blühen und in der Nähe ist das sichere Zuhause.

So sieht meine Welt aus:

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Es gibt kein Entkommen. Kein Schutz. Nichts und niemanden ausser sich selbst und das große gefährliche böse Ding, das jeden Moment über einen herfällt.
Meine Tage vergehen damit vorsichtig- unmerklich- langsam- klammheimlich zu versuchen an diesem riesengroßen Ding vorbei zu kommen. Ich habe ja schliesslich ein Ziel! Ich will auch so leben wie ihr. So schön eben wie ich mir das ausmale.

Aber dieses Ding ist das, was sich Leben schreiht. Mein (Er-)Leben.
Realität nach einer Kindheit wie man sie, würde man sie verfilmen, nicht mal im Splattergenre verkauft bekommt (oder gerade da- was weiß ich).

Wie anmaßend ist es eigentlich von mir zu denken, mein Schreiben könnte auch nur im Entferntesten dazu in der Lage sein diese Kluft zu überbrücken? Eine Schnur für ein Büchsentelefon zu spannen, den Morsecode zu übermitteln… hach es gibt so viele Metaphern.

Was denke ich mir eigentlich? Was zum Geier treibe ich hier?
Komm wir nehmen einfach wieder die alte Schleife: ”Dich hört eh keiner, dir hilft eh keiner, dir steht eh keiner bei- is nicht schlimm- guck mal tut ja gar nicht weh. Du bist ja eh… [BÄÄÄM]”, möchte mir an dieser Stelle mein Innenleben helfen.
Ja, diese alten Schleifen sind so éinfach. Manchmal sogar tröstlich, weil es alles das in einen Kontext bringt, was ich von mir aus sonst nicht in einen Zusammenhang bekomme.
Ich dachte immer, man hätte nur nicht laut genug NEIN gesagt. Hätte sich einfach nicht genug gewehrt. Ich dachte immer meine Sprache wäre unverständlich. Dass mich niemand versteht, weil ich unverständlich kommuniziere und deshalb auch unverstehbar bin.
Dann höre ich immer wieder und wieder, dass meine Sprache gut ist. Dass es vielen Menschen leichter fällt zu verstehen, wenn sie von mir etwas erklärt bekommen. Dass meine Worte etwas in den Menschen bewegen, auch wenn sie selbst nicht in meiner Art alptraumhaftem Leben leben müssen oder mussten.
Und dann? Dann bin ich so mutig- und frech- so einen riesengroßen superfrevelhaften (und sehr teuren) Schritt auf dieses so unglaublich beängstigende Ding zugegangen und muss feststellen, dass es doch sehr viel schwerer ist, als gedacht. Dass ich doch unverständlich bin.

Und, dass die Folgen meiner extremen Qualen eben doch sehr einsam machen. Und kommunizieren kann wie ich will- dass mich doch niemand hört. Hören will? Hören kann? Verstehen kann? Verstehen will?
Dass, also nicht nur mein früheres Leiden mich von anderen Menschen isoliert hat, sondern auch noch das, was mir dadurch entstanden ist:
ein Leben, das nachwievor aus zwei Dritteln Todesangst und Todeserwartung (mit allen dissoziativen Bewältigungsmechanismen selbiger) und einem Drittel Hoffnung auf dieses schöne, hoffentlich leichtere und vermutlich hemmunglos überidealisierte Leben „der Anderen“ besteht.

Das tut weh.

Und es gibt keine Worte, die euch- die ihr da draussen seid und keine Ahnung habt- diesen Schmerz näher bringen oder gar erklären können.

Ich schreibe dies Blog hier, weil ich denke- fest davon überzeugt bin (und es verdammt nochmal sein MUSS), dass Menschen, die Elend sehen und verstehen, selbiges verhindern möchten. Einfach aus Menschlichkeit und einer Art Mitgefühl heraus.

Es geht hier um mich, weil ich nicht für andere sprechen kann und will. Es geht nicht um mich oder mein Leben, weil ich es für so besonders spannend halte oder für besonders exemplarisch. Oder weil ich mich so toll finde. Oder weil ich von der grauen Masse da draussen gelobt werden will. Das wäre für meine inneren Narzissten sicher schön und vielleicht gibt es Winkel in mir, die sich über Anerkennung freuen würden- aber treibende Kraft war hier und ist hier immer der Wunsch nach Hilfe und Kontakt gewesen.

Ich zitiere einmal aus einem Brief,den ich vor ein paar Wochen schrieb.

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„Wir wollen, dass sich andere Multiple, Ärzte,Therapeuten, Angehörige, Freunde und vielleicht auch Menschen mit ein bisschen Einflussmöglicheit da [hier im Blog] wieder finden. Impulse in sich finden.
Mutig werden ihre Gedanken und Zweifel zu kommunizieren.
Ich will dass die Menschen da draussen zu Querulanten werden. Dass logisch gedacht wird. Ich will das Hilfe keine Wareneinheit mehr ist.
Ich will dass es irgendwann so ist, dass ich in einer Therapie ohne Zeitdruck sitzen kann und alles ausbreiten kann, was ich immer mehr spüre (und immer weniger aushalten kann).

Ja, das ist egoistisch und deshalb tarne ich es in in einer Querulantenbildungsmission. Weil es andere dann einfordern für Menschen wie mich und damit implizieren, dass es okay und gerechtfertigt ist, wenn Menschen wie ich viel Raum, viel Zeit, viel Nähe und viel Menschlichkeit wollen und bekommen müssen.Weil ich dann aussen habe was ich innen so dringend brauche: Eine Erlaubnis für mein Sein.
Weil ich die Haltung „Wie immer: Ich höre zu“ so dringend brauche.“

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Und nun entlasse ich den Leser dieses Artikels.
Wie immer mit der Hoffnung ein bisschen gesehen und gehört worden zu sein.
Wenn schon nicht direkt für mich oder um meinetwillen, so doch für alle anderen, denen es auch so geht und sich (noch) gar nicht ausdrücken können.

Sonnenscheintag 4 oder: Armut, Demut, Unmut

Wir haben den 16. des Monats und noch 22,43€ zur Verfügung.

Wir sind nicht drogensüchtig, haben kein Geld zum Fenster herausgeworfen und wurden auch nicht ausgeraubt. Wir haben einfach nur Rechnungen bezahlt und versucht auszusehen, wie ein normaler Mensch (was bedeutet: wir haben das Unsägliche getan und uns endlich Wäsche für 5 Tage in Größe 40 gekauft, statt immer noch weiter in Größe 48 herumzulaufen- zum unglaublichen frevelhaften Preis von 7,98€)

Tja, wat nu?

Entgegen der Meinung der Intelligenzbestien, die sich ihre Meinung zum Thema Hartz 4  mit Hilfe von RTL und Co zusammenschustern, ist es NICHT so, dass man als Mensch in so einer Situation wirklich und echt Hilfe bekommt die einfach und unkompliziert angenohmmen werden kann.

Zumindest nicht von uns. Ich habe jetzt einige Texte und Schilderungen zu dem Thema gelesen, aber noch niemand hat es aus der Sicht eines (früh)traumatisierten- allein stehenden- Menschen geschrieben. Also dann (man hilft ja wo man kann haha)

Was ist das Wichtigste? – Nahrung! (alles Andere hab ich ja schon bezahlt- deshalb ist ja nix mehr übrig)

Wo kann man Nahrung bekommen, wenn man sie nicht bezahlen kann? Bei der Armenspeisung. Weil es politisch korrekter ist, nennt man sie inzwischen “die Tafeln”, “der Lebensmittelkorb”, “der Tisch” und wer weiß wie  noch.

Okay. Alles klar- hier haben wir Problem und Lösung. Tadaaa!

So. Und jetzt komme ich mal mit meinen Problemen und allen laufenden Prozessen dazu.

Ich bin essgestört, leide unter dem Reizdarmsyndrom (ganz interessant: ca. 30% aller Reizdarmsyndrompatienten sind Missbrauchsopfer und die Mehrheit der Erkrankten sind Frauen… ), halte keine Menschenansammlungen aus, halte mich sowieso schon für den Dreck der noch unterm Abschaum aller anderen Menschen steht und bin durch die Unfähigkeit unseres Staates Kinder vernünftig vor Gewalt zu schützen und selbige als Erwachsene heilen zu lassen, arm und (zumindest derzeit) absolut ohne Perspektive, dass sich das schnell (je?!) ändert.

Grundsätzlich bin ich ein Freund davon verzehrbare Lebensmittel nicht einfach wegzuschmeißen und sie an jene kostenlos bzw. für reinen “Ranschaff/Zusammenraff und Verteil-Aufwandspreis” abzugeben, die sonst hungern müssten.

Aber ich komme mir vor wie ein Bittsteller. Und nicht wie jemand der keine direkte Schuld an seiner Not trägt und einfach davon profitiert, dass viel zu viel produziert wird.

Und es erinnert. Es ist ein Gleichnis “Du bist Dreck- Du bekommst nur Dreck- Du bekommst nur das was sonst keiner will und dafür hast du gefälligst dankbar zu sein- sonst musst du sterben (verhungern)”. Es ist das Gleiche. Es ist das Gleiche das Gleiche das Gleiche!

Und dabei soll und will ich doch richtig annehmen, dass ich mehr wert bin, als ich denke. Dieser Gedankengang begleitet mich also als Schleife. “Ich bin wertvoll ich bin wertvoll ich bin wertvoll- obwohl ich grad nicht wirklich so behandelt werde. Bitte Innenleben hör doch auf zu weinen. Es ist zwar das Gleiche- aber es gilt nicht als das Gleiche.” (Also- eigentlich verarsche ich mich, damit es nicht so weh tut.)

Kommen wir zur Verwaltung der Lebensmittelausgabe.

Hier läuft das so: Freitags um 10 Uhr werden Nummern verteilt (jaja wegen Datenschutz und so und weil ja jeder die gleiche Chance haben soll- nicht, dass der Erste das Beste bekommt und so weiter). Okay- kann man hinnehmen- wir sind in Deutschland- hier steht man auf Ordnung und verteilt dafür hübsch laminierte Karten mit einer Ziffer drauf.

Meine Ziffer beim letzten Mal war die 10. Und ich war total dankbar. Diese Dankbarkeit steigerte sich, als ich die Ziffer 132 bei einer Frau die dort ebenfalls wartete in der Hand aufblinken sah.

Um 13 Uhr beginnt die Ausgabe der Lebensmittel.

Solange sitzen viele der Menschen dort in der Kirche herum. (Gecheckt? In der Kirche. Für mich Horror. Schlicht und einfach. Allein die Panik (die noch nicht mal meine ist und die ich nur gedämpft durch zig innere Filter wahrnehme) dieses Gebäude zu betreten, ist etwas, dass mich normalerweise dazu brächte, gar nicht erst dort aufzutauchen. Allein dieser Umstand zieht unglaublich viel Kraft) Wir fahren dann immer nochmal wieder nach Hause (4km hin- 4km zurück bei jedem Wetter) um Kraft zu sparen und zu schöpfen- obwohl der Körper eigentlich nicht genug “Treibstoff” für zweimal 8km radeln und dann nachmittags noch die von NakNak* geforderten 7km laufen, bekommt.

Dann die Ausgabe. Inzwischen ist es richtig voll. Es wird gedrängelt und geredet, Einkauftrolleys und Bollerwagen nehmen noch zusätzlichen Platz weg. Alle Sprachen werden gesprochen- auch jene die mich triggert und direkt mal in einen Zustand jenseits von Gut und Böse befördert. Also stehe ich draussen herum, werde ein paar Mal fast umgerannt und krümme mich halb vor (alten) Schmerzen und spitze die Ohren um meine scheiß Nummer zu hören- die ich aber natürlich nicht höre- die Sprache die mich antriggert aber dafür um so besser.

Die Frau in der Ausgabe wird sich wohl gedacht haben: “Ach komm Scheiß auf Datenschutz- es muss vorwärts gehen” und schrieh meinen Namen über die Gespräche hinweg. Hmpf. Danke sehr.

Naja, also ich mich durchgekämpft. (Und ja: Ich hatte zwischen drin die Assoziation von mir im Camouflageanzug mitten in der Schlacht um Stalingrad bzw auch kurz von Aladin dem Meisterdieb der sich durch den Basar schlängelt)

Endlich angekommen bei der guten Frau. Ich habe zu dem Zeitpunkt schon den 4ten Tag in Folge nichts gegessen. Mir geht es richtig richtig dreckig und eigentlich ist zu diesem Zeitpunkt weder denken, noch mitdenken, noch planen, noch irgendwas anderes als das schiere Überleben wirklich möglich. Ich brauche, dass jetzt jemand einen Plan hat und weiß was er tut. Diesen Anspruch hat die Frau anscheinend leider nicht und zerrt mich von Station zu Station.

Vorbei an Bergen von Brot (das ich nicht mehr vertrage bei meinem Stresslevel in Kombination mit dem Reizdarm), an Kuuuuuchen (großes Heulen innen), an Nudeln (die ich auch nicht essen sollte- von denen ich aber doch ein Paket mitnehme, weil es sonst gar nichts Haltbareres zu geben scheint- was ich aber dann 4 Tage später bitter bereue, weil mich mein Bauch zu zerreissen droht) und dann zum Obst und Gemüse. Ich gehe hinaus mit

1 Paket Nudeln, 5 Möhren, 1 Blumenkohl, 3 Tomaten, 1 Gurke, 100gr Putenwurst, 1 Liter laktosefreier Milch (okay dafür war ich supermega oberdankbar- die ist so teuer), 1 Zitrone und 5 Kartoffeln.

Um um mehr zu bitten, bin ich zu diesem Zeitpunkt viel zu geschwächt (mal abgesehen davon ist hier für mich noch die Frage: Wann würde ICH jemals um Essen betteln? Wieder! Ich bzw. mein Innen kennt doch die Antwort längst: “Du bekommst nichts mehr!”. Mir tanzen Punkte vor den Augen, der Kopf dröhnt und Erinnerungen rütteln an ihren Käfigtüren. Mein Organismus belebt die alte Zeit wieder und niemand steht mir bei. Weder mein Geist, noch die Frau die mir doch an die Seite gestellt wurde, um mir zu helfen. Sieht sie denn nicht, wie wenig das ist?!

[Nein- das ist viel zu viel- du darfst das alles gar nicht haben! Ich krieg Ärger dafür! Legs weg- bitte gibts zurück!!!- Ja los legs zurück du fettes Schwein!- Du bist es nicht wert!- Ich bin es wert ich bin es wert ich bin es wert… ]

Ich sehe zu, dass ich verschwinde und komme irgendwie wieder nach Hause. Um mich dort angekommen ohrfeigen zu können. Wieder 7 Tage vor uns und praktisch nur für 2- vielleicht 3 Tage Essen zum satt werden. Und was machen wir? Wir denken, dass es uns nicht zusteht, doch noch die anderen Lebensmittelausgaben abzuklappern, um mehr abzugreifen. Wir strecken diese paar Sachen über 7 Tage hinweg. Und wundern uns dann, weshalb das System komplett in den reinen Überlebensmodus schaltet. Weshalb es uns so schlecht geht.

Jetzt gehts uns noch gut.  In 11 Tagen dürfen wir realistisch das Kindergeld erwarten. Heißt wir können pro Tag jetzt noch 2€ ausgeben um etwas zu essen zu kaufen. 1,60€ sind es, wenn wir Pech haben und das Geld erst am 29 sten bekommen. Von einer Ernährung die uns gut tut sind wir weit entfernt. Von Lebensumständen die uns heilen lassen könnten, fange ich gar nicht erst an zu reden.

Aber ich muss nicht zu dieser Armenspeisung gehen. Wenigstens in diesem Punkt darf und kann ich diesen Monat gut für mich sorgen.

[Wer weniger als umgerechnet 1,25$ pro Tag zum Leben hat, gilt als arm. 1,25$ sind 0,96484€. Man bin ich reich. Was stell ich mich eigentlich so an?]

Was Innenkinder sind

Innenkinder sind Leben.

Sie sind Kraft, sie sind Verletzung, sie sind Hoffnung, sie sind Verzweiflung.

Manche haben nie einen Himmel sehen dürfen. Manche hüpfen mit Schmetterlingen über eine Wiese. Manche schreihen noch immer. Manche sehen Dinge für die ich blind bin.

Manche haben keine Stimme. Manche quatschen den ganzen Tag- ohne etwas zu sagen.

Manche leben Gewalt. Manche retten dem Tode nahe Lebewesen.

Manche brauchen meine Flügel.

Manche sind meine Flügel.

Das

sind Innenkinder.

Kopf—>Schreibtisch

Wir sind auf der Suche nach einem ambulanten Psychotherapeuten.

Hach was macht das einen Spaß! Und wie schlau ich mir jedes Mal aufs Neue vorkomme!

Obwohl mein Innenleben zum Zerreißen gespannt ist und, während ich mit dem Therapeuten spreche, eigentlich schon direkt nach 2 Minuten vermeldet, ob wir wieder gehen können oder nicht, kann ich es dann doch nicht lassen meiner Neugier (und ja: inzwischen auch irgendwie meiner Verachtung- die will ja auch gefüttert werden) Freiraum zu gewähren.

So sitzen wir dann also da in einem Erstgespräch.

Vor mir sitzt eine Psychotherapeutin die geschätzt vielleicht 20 Kilogramm wiegt. “Wissen Sie, also mit Traumatisierungen kenne ich mich schon aus- aber mein Schwerpunkt liegt auf Essstörungen”- Jupp- das ist unübersehbar meine Liebe- aber WIESO ZUM GEIER HABEN SIE UNS DANN HIER JETZT 40 MINUTEN QUATSCHEN LASSEN UND UNS DAS GEFÜHL GEGEBEN EIN KLAPSENROUTINIER ZU SEIN?!

Kopf—> Schreibtisch

Die Nächste bitte! (Echt- es fühlt sich an wie “Therapeut to go”: Morgens einen, Mittags einen, abends Einen… kostenlos auf Kranke Kassenkarte)

Letzte Woche saß uns ein vertrocknetes Röslein gegenüber. “Ja, was führt Sie denn zu mir?”

Ich (innen): “Klappe jetzt – ja ich weiß das es defintiv NICHT diese Eiche rustikal Inneneinrichtung ist, die uns her zieht”

Ich (aussen): “Ich leide unter einer Traumafolgestörung, die mich einschränkt und verhindert, dass ich ein lebenwertes, gutes Leben führen kann. Das möchte ich ändern.” (zigmal vorm Spiegel geübt- weils so derartig nach Buch klingt…)

Sie (innen): *Grillenzirpen?

Sie (aussen): Ja hm. Was ist ihnen denn passiert?

Ich (innen): “NEIIIIIIN!!!! Ich verrate nix-ich verrate nix- ich verrate nix- alles gut. Alles okay- alles in Ordnung. Wir haben 2012- ich bin groß. Alles tutti. Ich mach das schon… phu phu… äh ähm… kann mal bitte einer das Geplärre abstellen?!”

Ich (aussen): “Das möchte ich hier so direkt bitte nicht besprechen, weil das hier ja ein Erstgespräch ist und sich durch das Sprechen darüber die dissoziative Symptomatik bemerkbar machen könnte und das Gespräch nicht mehr für mich nachvollziehbar sein könnte.”

Sie (innen): *Fröschequaken???

Sie (aussen): Aber sie haben doch gesagt sie hätten eine Traumafolgestörung? Was hat das denn mit Dissoziation zu tun?!

Kopf —> Schreibtisch

Nunja.

Es gibt ja auch noch welche mit Köpfchen. Mit : “Kopf runter senken und durch die Wand- Köpfchen” Das ist immer fast ein bisschen traurig, weil es solche Leute sind, die eigentlich genug Bockigkeit für die Gutachterschreiberei und für die  “ für den Patienten Kämpferei” in sich haben. Aber neiiiin! Solche Leute werden irgendwie immer grundsätzlich Verhaltentherapeut oder Coach für Sinnkrisen.

Da saß mir mal eine Therapeutin gegenüber (Was ist eigentlich aus dem seitlich halb schräg –nebeneinander Konzept geworden?!- Echt ich bin inzwischen echt zum “gleich erstmal hier alles umrücken”-Trampel mutiert. Stuhl ist schon schlimm genug und provoziert eigentlich schon direkt zu Anfang nen Halb-weg-Schuß- aber dann auch noch direkt gegenüber von jemand der fremd ist… ba! Geht nicht!) <— oh guck mal! Ein Therapieerfolg!!!

Naja- jedenfalls diese Super-knall-peng-mit- dem- Kopf- durch-die- Wand- Frau saß mir gegenüber und erzählte mir die Urschleimgeschichte rund um die ambulante Psychotherapie. “Gut “, dachte ich: “Weniger Platz für die überlange History über unseren Psychowerdegang- dann kanns ja auch gleich weiter gehen mit ihrer Arbeitsweise und ihrem Tätigkeitsschwerpunkt und dann warum ich hier bin”… ja…. 48Minuten später: “Ja- beim nächsten Mal erzählen Sie dann etwas von sich ja?!”

Kopf —> Schreibtisch

Neiin?! Jemand der mich fragt ob ich schon ambulante Therapieerfahrung hab, darf sich die Antwort auch gerne anhören?! (Die da übrigens ganz klar lautete “Ja, ich weiß, wie das Prozedere ist.”) Was ist wenn sie irgendwann mal fragt: “Und wenn ich ihnen zu nahe trete, dann sagen sie Stopp- ja?” und genau gleich reagiert?  Sorry- wir brauchen unsere Energie nicht dafür auf, darauf zu achten, dass der Therapeut seine rhetorischen Fragen nicht mit den ernst gemeinten verwechselt- aber fest davon überzeugt ist, das Richtige zu tun und uns noch das Gefühl gibt schräge Ansprüche zu haben oder übermäßig unangepasst zu sein. (Haha die Punk-Rosenblätter!)

Nett sind auch die kleinen niedlichen Pflänzchen (wo wir grad bei Punkrosenblättern sind…)

Sag mir mal bitte einer wie ernst das zu nehmen ist, wenn es ein Therapeut schafft in einem Gespräch (- in dem es nicht um Schlimmes geht!!!) mehr als 3 “Oh je”s, 2 “Ach G’tt”s und 4 “hmmmm” s unterzubringen!

Kopf —> Schreibtisch

Hach und jetzt komme ich in Fahrt:

“Ich bin in der Hinsicht sehr kompetent. Also ich hab schon viele schwierige Fälle erfolgreich behandeln können.” Fälle?! …. Bin ich etwa der erste MENSCH den sie trifft?!

Kopf —> Schreibtisch

“Ich habe bereits ein bisschen Erfahrung mit DIS machen können, aber ich muss ihnen leider sagen, das waren keine Guten…” Ach NEIN! Meine Erfahrungen mit DIS wollen sie gar nicht haben!

Kopf —> Schreibtisch (bereits mit Delle in Kopfform)

“Es tut mir leid ihnen sagen zu müssen, dass ich keine Menschen mit DIS behandle- das ist mir zu gefährlich mit dem organisierten Verbrechen.” Oh- herzlichen Dank für diese direkte Projektion ihrer Vorurteile auf mich!

Kopf —> Schreibtischplatte durchgebrochen

Heute wurde ich allerdings etwas gefragt, was mich aus dem Tritt brachte. “Können sie bei den ganzen Vorerfahrungen denn überhaupt noch eine vertrauensvolle Beziehung aufbauen?” (Sie meinte das jetzt zwar als Therapiegrundlage was mich schon wieder —> Kopf —> Schreibtisch .. aber naja)

Tja… keine Ahnung. Und überhaupt- was heißt hier vertrauensvolle Beziehung? Wir vertrauen nicht. Wir trauen –zu! Dem einen mehr- dem anderen weniger. Mir wird ja auch nicht vertraut- ich vertrau mir ja nicht mal selbst! Wir haben noch nicht viel Gelegenheit gehabt zum Vertrauen lernen. Immer wenns kurz davor war in den Bereich des Möglichen zu rücken, mussten die Therapeuten gehen-doof werden- in Ungnade fallen oder die kranke Kasse hat nicht mehr gezahlt.

Bis jetzt gibts auch nur eine Kandiatin in unserem Therapeutencasting von der ich sagen würde, dass sie menschlich super gut zu uns passen würde. Aber diese hockt vermutlich gerade bei sich zu hause und macht

“Bin ich kompetent genug?” Kopf —> Schreibtisch

Für den Fall dass sie das hier mal lesen: Ja sind sie!

Selbst-Werte

Das mit dem Selbstwert ist so eine Sache.

Ob man etwas wertvoll findet, liegt im Auge des Betrachters und selten kann man Augäpfel eröffnen und herausfriemeln was einmal drin war.

Bei der Recherche für diesen Artikel habe ich einige Webseiten von Coachpsychologen und Psychotherapeuten durchgeblättert, um einen Anfang zu finden. Interessanterweise scheint gerade das Thema der eigenen Werte und des Selbst-Wertes eines zu sein, das viele Selbstfragebögen und Auswertungen erfordert.

Und klar- ich konnte es natürlich nicht lassen und hab schlicht einen gemacht.

Das Ergebnis: Ich halte mich für wertvoll (oder naja- zumindest reflektiert) genug, um mir das Ergebnis nicht anzugucken.

Weshalb ich das Thema aber eigentlich gewählt hatte war der lange Artikel “Security!…”.

Selbstwertgefühl, selbst-wert-er-leben spielen meiner Meinung nach ganz erheblich in den Selbstschutz mit hinein. Wer sich selbst furchtbar findet und es immer wieder gesagt bekommt (von innen oder schlimmer noch: von aussen), der wird sich nie als so wertvoll sehen, dass er es schafft sich nachhaltig gut um sich zu kümmern.

Nun ist das aber so mit den Werten- die bilden sich nicht von allein.Schon gar nicht neu und ersetzend. Man braucht ein Gegenüber zur Reflektion und Verbindung. Einen jemand der etwas als wertvoll vorlebt. Dinge als wertvoll darstellt. Jemand der im günstigsten Fall wertschätzend (und nicht nur wertend in verschiedene Richtungen) mit einem umgeht.

Wie einfach Werte vermittelt werden können sehen wir sehr schön dargestellt im Propagandafernsehen. Es reicht eine geistige Verbindung und Zack! tröpfeln sie von A nach B.

Bei uns ist diese Kiste mit den Werten wie das Schachspiel von Star Trek:

StarTrekSchach

nur was für echte Freaks und Menschen, die den Nerv dazu haben (naja- und die die das halt in sich tragen und entsprechend leider nicht soviel Entscheidungsfreiheit haben…)

Im Inneren gibt es verschiedene Werte und sie alle wollen vereint werden in unserem Leben. Und hier ist ein großer Bereich in dem nicht die Trennung von “früher” und “heute” vorrangig erscheint. Ich habe den Eindruck, dass ein “sich bewusst machen” schon zu einer tiefen Verunsicherung führt (aber hilft). In der Zeit als wir Ebene für Ebene abgedeckt haben bzw. mal ganz flüchtig kurz und auch jaaaa nicht genauer unter das Tuch gelinst haben, kam es teils zu Schockerlebnissen, teils aber auch zu einer Verwunderung und Freude, ob der Großartigkeit dessen was da alles bewahrt wurde.

Es ist schon verwirrend wenn die zarten Bande untereinander zu festen Steingebilden werden und sich heraus stellt, dass sowohl absolute Verachtung als auch totale Idealisierung ein und der selben Sache betreffend ganz gut nebeneinander stehen können. Es ist schräg und natürlich immer wieder Konfliktstoff- aber es geht! Wirklich!

Schwieriger ist es für uns die inneren Werte mit denen der Mehrheitsgesellschaft in Einklang zu bringen. Ich stelle immer wieder an uns fest, dass es einen Teil gibt der einfach fehlt. Oder besser gesagt, dass es einen Konstruktionsfehler gibt den man nicht durch ein paar Dübel links und rechts beheben kann. Wir sind so abgeschlossen aufgewachsen, dass Äusseres schnell als überfordernd (weil nicht in Gänze fassbar) erscheint. In den ersten Jahren… Himmel! Small Talk, Popkultur, Fernsehen, diese schräge Marken und Konsumwelt… Wir waren sowas wie ein Waldkind: völlig geblendet von Werten und Wichtigkeiten die uns sowohl fremd als auch komplett fern lagen (und nachwievor liegen- diese antikapitalistische Macke kommt nicht von ungefähr haha )

Über seine Werte definiert man in der Regel auch Teile seines Selbstes. Wir sind uns gegenüber noch oft so, wie wir es von klein auf angenohmmen (vorgelebt bekommen)  haben und wie sich eben Innens in Folge der Sozialisierung selbst entwickelten. (Deshalb finde ich es immer bescheuert, wenn jemand mir ein “niedriges Selbstwertgefühl” bescheinigen will. Ich bin nichts wert und weiß das auch. Das ist ein Fakt- kein Gefühl. Das kann mit einem Test oder hochpsychologisch wertvollem Fragebogen nicht erfasst werden- innere Wahrheit versus rein- bzw. draufgekipptes Äusseres… )

Was uns aus dieser (Ab)Wertigkeit hilft ist Bewusstsein. Bewusstwerden. Bewusst-gemacht-bekommen. Sprich: Therapie und Leben mit viel geistiger Verbindung und positive Leitung.

Wir haben lange gedacht, dass wir vielleicht irgendwie abartig sind oder so, weil wir zeitweise total gerne mit unserer Therapeutin zusammen waren. Aber inzwischen wissen wir, dass wir, gerade in den ersten Jahren so mit 15-16-17-18 gerade von den tollen Frauen die uns da begleitet haben soviel aufgesaugt haben, was man anders als mit schlichter Gemeinsamkeit gar nicht hätte einbringen können.

Wir hatten mal eine Therapeutin die mit uns zwei Mal durchs halbe Land gefahren ist. Mit dem Zug. Ich weiß gar nicht wie lange wir da unterwegs waren. 6-7 Stunden jeweils? Jedenfalls würd ich heute die Hände überm Kopf zusammenschlagen (“Argh! Es heißt DAS Therapeut! Die wohnen in ihrer Praxis/Klinik und stellen sich um 17.30 Uhr ab, um sich um 8.00Uhr wieder anzuschalten!”), aber damals war es eine super wichtige Erfahrung für ganz viele Impulse zu schauen wie normale Interaktion geht; wie unwichtig der eigene Wert (und für uns ja der vermeintlich “höhere Wert”) sein kann- und wie okay selbiges sein kann!

Man darf (obwohl man ein wertloses Stück Scheiße ist) eine Fahrkarte kaufen, Menschen fragen wo welches Gleis ist, einen Sitzplatz für sich beanspruchen etc etc etc Man darf sogar im Kino sein und laut lachen wenn was witzig ist! (Boooooaaa DIE traut sich ja was O.O … “Darf ich das auch?” –”Ja klar!” )

[Um so abartiger erscheinen mir gerade beim Lesen diese Eingrenzungen von Gewährung von therapeutischer Hilfe unter unmöglichen Vorgaben und die Finanzierungsunmöglichkeiten- wie sehr würden wir zum Beispiel jetzt gerade davon profitieren, wenn uns eine Helferin direkt beim Essen und in der Zeit danach die Hand halten würde? Wie viel leichter würde es uns fallen uns immer wieder unserer Daseinsberechtigung zu versichern, wenn wir jederzeit bzw. jeder-notwendigs-zeit jemanden fragen könnten?

Für uns ist Therapie auch sehr viel Nachsozialisierung- dafür gibts aber keinen Passus in Gesetzgebung oder so… Soviel dann auch zur individuellen Beurteilung der Patienten…]

Unsere Freundin ist nachwievor unser großer Gradmesser  im Aussen und –dem Himmel sei Dank!- unglaublich verständnislos gegenüber unserer gelebten und  (inneren) gegenseitigen Abwertung. Es reicht leider nachwievor nicht um wirklich alle Bereiche mal in einer Perspektive zu sehen und zu probieren, ob noch mehr Dinge “gehen”, obwohl man total wertlos ist (Zum Beispiel das große Ding mit dem “Glauben, dass man als Mensch grundsätzlich nicht wertlos sein kann”- irgendwie gilt das emotional immernoch nur für andere- niemals und unter keinen Umständen für uns. Oder das Ding rund ums Gemocht werden… oder das Ding ums große “Dürfen” … oy vey! still much to learn! )

Ich bin übrigens froh darum, dass wir Menschen überhaupt in der Lage sind uns Werte zu bilden. Es ist eine spannende Sache und bietet viel Möglicheit sich zu positionieren. Im besten Falle dort, wo es am angenehmsten für einen selbst ist.

Dort wo man es wert sein darf zu sein.

Monotrauma bei Menschen mit DIS

Ob es nun am Trauma um Edna liegt oder eine blöde Konstellation von Zufällen ist: unsere Kraft neigt sich dem Ende zu.
Heute morgen wurde NakNak* von der ausgewachsenen Boxerhündin der Nachbarin angegriffen. Nun sind wir fertig.
Vor ein paar Tagen war NakNak* bei dem Pferd, dass Edna getötet hat. Wir waren ausser uns.
Heute spürte ich zum ersten Mal ganz genau, wie Dissoziation bei uns funktioniert.
Das Ereignis passiert die anderen Innens sind von mir abgetrennt- was sich irgendwie, wie ein schnelles Garagentor anfühlte
und meine Gefühle sind weg
Ich frage mich, ob es doch stimmt, was mir vor langer Zeit geschrieben wurde. Ich habe keine eigenen Gefühle. Meine Emotionen werden von jemandem innen „freigegeben“ oder eben auch nicht. Ist es das, was mich jetzt gerade nichts hat fühlen lassen, als NakNak* schreihend am Boden lag?
Ich spüre, dass der Körper heftig reagiert. Dies ist schon der zweite Tag an dem ich nicht zur alten Dame kann, weil ich mit Übelkeit und Durchfall zu kämpfen habe.
Die Essstörung freut sich natürlich und nimmt wieder mehr Platz ein.
Was für mich enttäuschend ist: es gibt keine Informationen zum Thema des Monotrauma bei Menschen mit DIS.
Führt mich der Weg der Erkenntnis wieder nur durch das Innenleben? Ist das wieder etwas, das bei jedem anders ist?
Ich habe den Kontakt zu D. eingeschränkt. Ich bin auf dem Weg mich von ihm abzukapseln.
Er weiß nicht, was er machen kann. Ich weiß es auch nicht. Ich werde ihm gegenüber immer gleichgültiger und gereizt. Kommt es von mir oder von innen?
Ich bin mir überhaupt nicht mehr sicher, was ich bin.
War ich von Anfang an nur eine neutrale „Scheinperson“? Nein- dazu kann ich zuviel denken.
Draussen ist meine Nachbarin mit den beiden Hunden im Garten.
Wir wollten heute das Erbsenbeet umhacken. Es wäre schön gewesen, wenn NakNak* dabei auch hätte draussen sein können.

Menschsein


„Jeder individuelle Mensch trägt der Anlage und Bestimmung nach einen reinen idealischen Menschen in sich, mit dessen unveränderlicher Einheit in allen seinen Abwechslungen übereinzustimmen, die große Aufgabe seines Daseins ist“ (Schiller)

„In der natürlichen Ordnung sind alle Menschen gleich; ihre gemeinsame Berufung ist: Mensch zu sein. Wer dafür gut erzogen ist, kann jeden Beruf, der damit in Beziehung steht, nicht schlecht versehen. Ob mein Schüler Soldat, Priester oder Anwalt wird, ist mir einerlei. Vor der Berufswahl der Eltern bestimmt ihn die Natur zum Menschen. Leben ist ein Beruf, den ich ihn lehren will. Ich gebe zu, dass er, wenn er aus meinen Händen kommt, weder Anwalt noch Soldat noch Priester sein wird, sondern in erster Linie Mensch. Alles, was ein Mensch zu sein hat, wird er genau so sein wie jeder andere auch; und wenn das Schicksal ihn zwingt, seinen Platz zu wechseln, er wird immer an seinem Platz sein.“
(Aus: Jean-Jacques Rousseau: Émile oder Über die Erziehung, ‚Reclams Universal – Bibliothek‘)

Zum Menschsein gehört so viel.
Ich habe mich in der letzten Zeit oft damit befasst. Und musste feststellen, dass wir kein vernünftiges Selbstverständnis von uns als Mensch haben.
Wir sehen uns als „Anwesend“.
Tatsächlich sehen sich die meisten von uns eher adjektivisch, vielleicht noch partizipiell.
Einfach „da“ mit diversen Eigenschaften. Doch als Mensch in all seinen Facetten nicht.
Zu dem Thema kamen wir als wir uns einer Gruppe im System anzunähern versuchten.
Es ist eine Gruppe von traumatragenden Innenpersonen, die, wenn sie den Körper übernehmen (müssen bzw. früher mussten) in hundisches Verhalten verfallen. Wir bedienen uns der These, dass dies ihr Weg war, sich den Lebensumständen und den Anforderungen von Aussen anzupassen um unser Überleben zu sichern.
Im Innern „sehen“ wir sie als Tiere. Ob sie sich selbst so wahrnehmen wissen wir nicht.
Es ist doch die Frage, ob sie es können.
Kann ein Mensch sein Selbstverständnis verlieren?
Ist die Überzeugung Mensch zu sein ein Teil dessen, dass uns mit dem Aufwachsen mitgegeben wird? Oder sollte man von Wissen sprechen?
Wenn wir die Worte Menschenwürde, Menschenrechte, Menschlichkeit lesen, beziehen wir sie nicht auf uns. Wir haben keine Würde, keine Rechte und was Menschlichkeit ist, können wir für uns nur schwer definieren.
Betrachten wir die Körperbiologie so spricht man von der Gattung „Mensch“, Homo sapiens, mit den Primaten verwandt.
Da wir in diesem Körper- der uns, obwohl wir in ihm sind, so fremd vorkommt wie eine Kostümierung, durch das Leben trägt- stecken, erfüllen wir anscheinend schon alle Kriterien Mensch zu sein.
Doch betrachtet am Selbstverständnis sind wir lediglich existent. Genauso wie alles was uns umgibt.
Ich schrieb schon, dass wir versuchen U. das Leben nahe zubringen.
Unser Leben- das was wir als schlicht „hinnehmend“ annehmen und lediglich „anwesend“, „da“ zu meistern versuchen.
Die Frage stellt sich, ob es ein richtiges Selbstbild braucht, um das Leben als Mensch zu leben.
Wie dieses Selbstbild sein sollte bzw. in unserem Fall sein kann.
Wir haben viele verschiedene Arten zu leben überlebt.
Eingesperrt wie ein Tier unter Tieren.
In einem Haus mit allem Komfort doch mit Seelenmördern im Nebenzimmer.
In Psychiatrien, in denen Autonomie und eigenes Denken unterdrückt wurden.
Umgeben von wechselnden Ideologien und Machtdemonstrationen.
Und nun das hier.
Selbstständig, verantwortlich für Haustiere, mit Kontakten zu Menschen, die uns zur Seite stehen, uns nicht verletzen möchten und denen wir so gut wir können die Hand reichen.
Letztlich habe ich viel geschrieben, obwohl ich lediglich einen Punkt formulieren wollte:
Sind wir ein Mensch, obwohl wir uns nicht als einer verstehen?
Wenn es nach unserem Selbstverständnis geht, so sind wir nur existent.
Im Grunde die letzten pulsierenden Fasern einer Seele, die zerrissen und in alle Winde geworfen wurden.
Wieviel Mensch können wir noch sein?

Multiple Persönlichkeiten

allgemeines Bild vs. Wissenschaft
Beginnen wir mal mit dem offenbar immernoch vorherrschendem Bild über Menschen mit einer Dissoziativen Persönlichkeitsstörung (DIS), die früher als „multiple Persönlichkeitsstörung“ (MPS) bezeichnet wurde.
sehr klassisch und immer wieder gerne genohmmen:
– der Mörder ist der Multiple
– Jekyll und Hyde
– Multiple sind für nichts verantwortlich
– diese Störung gibt es nicht- sie wird von Therapeuten eingeredet
– diese Störung wird immer gespielt um sich vor etwas zu drücken, z.B. einer Gefängnisstrafe (siehe Verantworung)
Allgemeine Annahmen
– multiple Persönlichkeiten enstehen immer durch sexuellen Missbrauch
– haben immer etwas mit Satanismus zu tun
– wurden alle Mind Control unterworfen (man spricht auch von Programmierungen)
– können unkontrolliert anfangen brutal zu werden

– sind gefährlich/ unzurechnungsfähig/ lebensunfähig

Die Wissenschaft ist zum Glück weiter!
Hier habe ich eine schöne Seite gefunden http://sciencev1.orf.at/science/news/100998
Tatsache ist, dass die DIS eine Form der Traumafolgestörung ist!
Es liegen immer Nahtoderlebnisse bzw. schwere Traumata im Alter zwischen 0- 5/6 vor.
Egal welche!
Ein Trauma? „Das ist doch nur Krieg oder sowas!“
Ein Trauma ist dann traumatisch, wenn es der Betroffene nicht verarbeiten kann.
Es gibt Menschen, die in ihrer Kindheit misshandelt wurden und eine DIS entwickelten, während viele andere dasselbe ohne so eine Störung zu entwickeln überstehen!
Der Punkt ist die Wahrnehmung der Situation. Und die Hilfe ausserhalb. Der Kontakt zu anderen Menschen. Die Beziehung zu sich selbst und zur Umwelt.
Schöner geschrieben und erklärt findet man hier sehr viel:
http://www.onmeda.de/krankheiten/multiple_persoenlichkeitsstoerung.html
Unabhängig von der Störung, von der Qual in der Vergangenheit sind auch multiple Menschen für dass, was sie tun verantwortlich!
Wer sich in der „Internetszene der Multis“ tummelt wird bemerken, dass es trotz der vielen Persönlichkeiten genau die gleichen Grundstrukturen in den Betroffenen gibt, wie bei den sog. „Unos“.
Da gibts es welche, die doch recht theatralisch auf ihrem Leiden sitzen.
Einige, die sich extrem absolut gegen Alles und Jeden sperren und verurteilen, der nicht dem eigenen Weltbild entspricht.
Ein paar, die sich extrem anpassen und lieber keine Auseinandersetzungen forcieren oder überhaupt eine Meinung forumlieren.
Einige, die Situationen des Alltags oder Lebens allgemein sehr analytisch angehen und verzweifeln, wenn sie spüren, dass auch Gefühle nötig sind.
Und dann gibt es noch die sogenannten „Faker“.
Menschen, die gerne multipel wären. So unglaublich es klingt- die Möglichkeit sich für Aussenstehende völlig vom eigenen Selbst getrennt behandelt zu sehen, ist für erstaunlich viele User eine offenbar angenehme Weise zu interagieren.
Das sind oft Menschen, die nicht verantworten wollen, was sie tun. Auch was sie anderen antun.
Oder auch Menschen, die extrem selbstunsicher sind.
Was solche Menschen aber letztlich tun ist meistens zerstörerisch und egoistisch..
Es gibt Internetforen, die durch solche „Faker“ geschlossen werden mussten, obwohl vorher eine gute Gemeinschaft und ein konstruktiver Austausch herrschten!
Freundschaftliche Kontakte wurden zerstört durch die manipulativen Verhaltensweisen, dieser Menschen.
Und- nicht zuletzt- wird auch das Bild des „kranken“ und „nicht zurechnungsfähigen“ Multiplen in der Allgemeinheit aufrecht erhalten!
Was dazu führt, dass denen, die Hilfen, Verständnis und Gemeinsamkeit brauchen, weiter in dem Schatten dieser Vorstellung bleiben müssen.
Wir sind eine Multiple Persönlichkeit.
Wir gehören zu der Gruppe der „Multis“, die einfach nur aus der Isolation will.

Wir haben eine Sozialisierung erfahren, die nicht kompatibel ist mit dem, was heute nötig ist um sich zu behaupten.
Wir haben gelernt, dass alle anderen Menschen uns überstellt sind. Und, dass man vor Autoritätspersonen möglichst unkompliziert sein soll. Wir sollen immer Verständnis aufbringen für das was mit uns passiert. Und leider verstehen wir es auch immer!
Und lassen entsprechend viel zu viel mit uns machen.
Manchmal stört es uns nicht. Manchmal stört es uns erst nach einer ganzen Weile. Und manchmal stört es uns sehr!
Wir sind seit 2002 in Therapie mit der Diagnose der DIS.
Wir haben viel gelernt. Viele Verhaltensweisen, viele Strategien haben wir seitdem gelernt, eingeübt und übernohmmen.
Und doch gibt es vieles, dass uns noch immer wieder ins Wanken bringt.

Wir haben die DIS als chronische Erkrankung geltend machen lassen und gelten offiziell als schwerbehindert.

Multipel zu sein ist nichts womit man nicht leben kann. Es geht. Es gibt ein Heilen. Es gibt eine Normalität und es gibt eine Zukunft.

Ein bisschen möchte ich das durch den Blog in die Welt hinaus tragen.