Tag 6: Lass dich tragen

Tag 4 beginnt mit Sprühregen, der auf unsere Regenhüllen fisselt. 

Es zeigt sich: mit warmen Füßen und 4bar auf jedem Reifen, fährt es sich wie auf Wolken. Wir sind schnell. Wir sind irgendwie auf und weich durch den runden Abschied von Gisela. Wir schwitzen wie Obst in Plastiktüten, schließlich haben wir uns mehrere davon eingewickelt. 

Wir fahren durch sehr schöne Wanderwegabschnitte in der Lüneburger Heide. Sind allein mit dem Wind, der bunten Landschaft, NakNak*, uns. Irgendwann ist der Sprühregen eine Art feuchter Windnebel und wir steigen vom Rad. Laufen. Schieben. Lassen Gedanken kommen und gehen. Gucken, Atmen, sind.

Als wir in Neuenkirchen ankommen rufen wir unseren Gastgeber für Tag 5 und 6 an. Wir sind nicht mehr weit, aber so richtig schaffen können wir das nicht mehr. Wir fahren so lange wir können. Dann holt er uns ab. 

Wir erzählen wie viele Menschen und deren Worte und Herz.enswärme uns durch diese Tour und die ganze letzte Zeit tragen. Er nickt und sagt, was uns alle vermitteln wollen, für die es okay ist mit uns zu sein: „Komm lass dich ein Stück tragen“

Und wir lassen los. Ein bisschen. Laufen selbst, doch lassen es zu es leichter zu haben. Eine Fertigkeit, die uns im Alltag sehr schwer fällt.

Wir kennen uns nicht. Und doch. Twitterkontakte eben. Eigentlich guckt man sich darüber doch jeden Tag mitten in die Gedanken.

Wir reden. Wir essen.

Wir spielen auf der Playstation und planen einen gemeinsamen Tag an der Aller. Denn da sind wir jetzt. Niedersachsen statt Hamburg. Bäm.

Es ist schön. Viel. Viel Neues. Schönes. Von mir aus könnte das nie zu Ende gehen. 

An Tag 6 springen wir ein Stück unserer Strecke mit dem Auto. Wir baden in Nienburg bis die Haare nach See riechen und landen in Stolzenau auf einem Campingplatz direkt an der Weser. 

Wir hören Kühe muhen, Autos über eine Brücke rauschen und Camper mit den Vögeln um die Wette schwatzen. Die Sonne scheint. Es geht ein Lüftchen umher und streichelt die salzknusprige Sommerhaut.

Alles ist schön. 

So schön.