shades of Inklusion 4

Es heißt “Traumaintegration” und nicht “Traumainklusion”  und ich hatte einen dieser “BÄNG! etwas vom Problem “Trauma” verstanden” – Momente, in dem einem der Boden unter den Füßen wackelt.

Wie gesagt: Integriert wird das Fremde – Inkludiert das Gleiche
Wenn man von Traumatisierungen spricht, dann kommt man immer wieder in Erzählungen von sehr großen übermächtigen Ereignissen und Schmerzen und Verletzungen und Gefühlen.
Das ist zumindest, was ich oft sehe: Da geht es um “das Trauma Vergewaltigung” oder “das Trauma Krieg” und als Trauma wird nicht der Seins- oder Ist-Zustand nach einem solchen überlastenden, für die beteiligten Personen traumatisierenden Ereignissen, sondern das Ereignis selbst.

Und wenn man es so auffasst, ergibt der Begriff der Traumaintegration auch Sinn, denn oft werden diese Ereignisse als fremd/unüblich/unnormal markiert.

In der Medizin ist es aber das “nach dem Einschlag/der Verletzung/nach dem Ereignis”, das als Trauma bezeichnet wird. Was bleibt ist ein “Schleudertrauma”, ein “Schütteltrauma”, ein “dumpfes Trauma” und so weiter.
Dort ist der Fokus aus der Re-Aktion des Individuums auf das, was ihm von außen zugefügt wurde – von einem anderen belebten oder auch unbelebten Körper.

In den Kontexten, in denen ich mich mit meiner Traumatisierung auseinandersetze, passiert beides gleichzeitig. Manchmal gekoppelt und synonym verwendet. Manchmal bin ich eine traumatisierte Person, weil mir etwas passiert ist und manchmal wird meine Re-Aktion auf ein Ereignis als post-trauma-tisch verw-ortet.

Ich habe verstanden, dass mir Menschen (also mir gleiche Körper) ein Trauma “gemacht haben”, das mich (und sie) fremd machte.

Meine erfahrenen Traumata (Wunden und Verletzungen) brauche ich nicht integrieren – das haben sie bereits allein gemacht. Sie sind in mir drin, ob ich es will oder nicht. Meine Erfahrungen sind alle irgendwie in mir integriert – deshalb schrabbeln sie ja auch so hin und her in mir. Sie erfahren von mir keine Anerkennung als etwas, das mit mir zu tun hat. Sie werden von mir nicht absorbiert, weil ich ihren Körperbezug nicht anerkennen darf will soll kann. Sie werden von mir nicht inkludiert, weil sie immer wieder als fremd markiert werden.
Manchmal von mir, weil nicht “Ich, M. in dieser Hannah drin” etwas erfahren habe, sondern “die Anderen – das andere Fremde in mir – dieser ganze Kullerbunteknäuelhaufen Rosenblätter” und manchmal von Außen: von der Gesellschaft ™ , der Presse, der Hilfestellen, die meine Gewalterfahrungen in ihrer Schwere, ihrer Häufigkeit, ihren Kontexten, ihren Dynamiken und Folgen für mich als Objekt, das mitgetragen werden muss, an meiner Stelle bewertet, bewortet, definiert und wissenschaftlich befund(ier)et.

Inklusion kann erst beginnen, wenn man die Gleichheit anerkannt hat und sie dann in all ihren Facetten anerkennen und annehmen kann. Es ist der Schritt anzuerkennen, dass Gleichheit nichts mit Kongruenz zu tun hat, sondern mit Kompatibilität und Entwicklung, um der Entwicklung willen.

Wie gesagt: ich gehe nicht zur Psychotherapie um “normal” zu werden.
Ich habe kein Interesse daran Teil der Mehrheitsgesellschaft zu werden. Ich glaube nicht an das Konzept Gleichheitsgesellschaft. Ich glaube, an Mit- Neben und Beieinanders, in denen Macht eine Sache von Gemeinschaften ist, die in sich Entwicklungen, Leben und Lernen ermöglichen, um sich zu entwickeln, zu leben und zu lernen.
Ich glaube daran, dass Dinge konkret und gleich sein müssen, um sie in sich aufnehmen zu können.

Ich muss anerkennen, dass ich normal bin. Dass meine Gewalterfahrungen normal waren. Dass das Verhalten der Menschen, die an mir zu Täter_Innen wurden normal waren. Dass es eben doch nichts Fremdes ist oder jemals für mich war, zu erleben, was ich eben erlebt habe. Und das wiederum heißt, dass meine Umgebung damit aufhören muss, mich fremd zu machen, weil ich für sie Fremdes erfahren habe und endlich an den Punkt kommen muss, Gewalt und ihre Folgen als so üblich zu betrachten, dass sie bereits ein fest integrierter Bestandteil aller (wirklich ALLER) gesellschaftlichen Konventionen und Maßstäbe ist.
Erst dann bin ich nämlich weder ich, noch das, was in meiner Lebensrealität und meinem Innenleben herumschrabbelt, ein traumaassoziierter Fremd-Körper.
Dann kann die Traumainklusion beginnen.

– Geschafft –