Mut

pochpochpochKunst Eine interessante Blogparade hat Johannes auf seinem Blog ins Leben gerufen und mich heute beschäftigt.
Er schreibt: “In dieser Parade soll es um das Mutmachen gehen. Wie sprecht ihr euch selbst Mut zu, wie ermutigt ihr andere? Was sind Erlebnisse, in denen ihr euch ein Herz gefasst habt und eigene Grenzen überwunden oder anderen bei der Überwindung ihrer Grenzen geholfen habt? Wie weit seid ihr dabei gegangen und wie ist es euch damit ergangen?”

Für mich ist diese Blogparade interessant, weil die Rezeption so vielfältig ist.
Für manche Menschen geht es um Mut als Antrieb zu aktivem Handeln. Angst und Vermeidung wird als Gegenteil von Mut aufgefasst und positive Wirkungen unterstrichen.

In meinem Leben spielt Mut in etwa die Rolle des heiligen Grals.
Mut ist ist etwas, das man sich leisten können muss. Um mutig zu sein braucht es Sicherheiten in Bezug auf sich, auf G’tt, auf den Lauf der Dinge… auf “das schon alles gut werden wird und wenn nicht- dass man es dann eben anders schaffen wird”.

Ich finde es spannend, wie viele Situationen wir in unserem Leben, manchmal auch erst im Nachhinein, als Mut abverlangend oder uns in ihnen mutig agierend betrachten.
Wie wir, als wir merkten, dass wir nicht sterben würden, trotzdem nicht wieder zur Familie* zurück gingen.
Wie wir uns jeden Tag neu Menschen nähern und und mit ihnen umgeben, obwohl es gerade Menschen sind, die uns am meisten verletzten und bis heute verängstigen mit allem, was sie tun.
Wie wir uns jeden Tag wenigstens einen kleinen Krümel Leben auf den Teller legen und ihn uns einverleiben.

Ich kann mir dafür keinen Mut zusprechen, nur Sicherheiten vermitteln.
Mein Trick ist, auf eine bestimmte Art zu atmen, in Licht zu verschwinden und im Dasein herumzutreiben, etwa, wenn ich bete, mich in Musik hineinlege oder auf ihr tanze; mit Farben und Formen verschwimme, dem Atem von NakNak* folge.
Immer wenn ich spüre, dass ich lebe, werde ich mutig mich dem Leben zu widmen.

Grenzen zu überwinden spielt in meiner Lebensrealität keine Rolle, weil ich sie brauche. Ich habe mehr Interesse daran für mich auszutarieren, wo die Grenzen meiner Fähigkeiten liegen und wie sie sich anfühlen, als sie aus Gründen, die nicht in mir selbst liegen, immer weiter und weiter auszureizen.
Jeden Tag aufs Neue, erlebe ich, wie viel mehr Mut mir meine innere Haltung mich nicht von anderen Menschen durch Erwartungsdruck, Ansprüche, Ignoranz und Missachtung in meinen Grenzen berühren zu lassen, abverlangt, als dem nachzukommen und meine Grenzen aufweichen zu lassen.

Im Kontakt mit Menschen, die hier und da Mut zugesprochen brauchen, finde ich es wichtig, ihnen zu sagen, dass Mut etwas ist, das man vorher immer anders nennt.
Durchgeknallt, irre, völlig verrückt, abgedreht, von allen guten Geistern verlassen, nicht ganz bei Trost, ohne Tasse im Schrank, hamsterlich jodelnd, nicht ganz dicht… zum Beispiel und, dass Mut manchmal auch nur von sich selbst belohnt wird.

Die mutigste Tat in meinem Leben war und ist, nicht still zu bleiben.
Es kostet mich unfassbar viel Kraft, Worte für das zu finden und zu verwenden und an die Menschen zu richten, was ich früher wie heute an mir und der Welt wahrnehme.
Ich könnte diesen Weg bis an meine Grenzen der Leistungsfähigkeiten nicht gehen, wenn es ihn nicht gäbe

den Mut der Verzweifelten.

Ich verändere damit nicht die Welt; beende ganz sicher nicht endlose Debatten und Ängste kann ich damit auch nicht zerstreuen, aber ich kann ein Beispiel sein, das anderen Menschen vielleicht manchmal das eine klitzekleine bisschen Selbst- Sicherheit gibt, die sie brauchen, um ihren Mut in sich zu fühlen und ins eigene Fühlen, Denken und Handeln zu kommen.
Ich kann Menschen den Mut spüren lassen, der manchmal kommt, sobald man spürt, das man nicht alleine ist.

6 thoughts on “Mut

  1. „Grenzen zu überwinden spielt in meiner Lebensrealität keine Rolle, weil ich sie brauche. Ich habe mehr Interesse daran für mich auszutarieren, wo die Grenzen meiner Fähigkeiten liegen und wie sie sich anfühlen, als sie aus Gründen, die nicht in mir selbst liegen, immer weiter und weiter auszureizen.
    Jeden Tag aufs Neue, erlebe ich, wie viel mehr Mut mir meine innere Haltung mich nicht von anderen Menschen durch Erwartungsdruck, Ansprüche, Ignoranz und Missachtung in meinen Grenzen berühren zu lassen, abverlangt, als dem nachzukommen und meine Grenzen aufweichen zu lassen.“

    Gerade diesen Abschnitt finde ich wirklich sehr gelungen, denn ich sehe es genauso! Meine Grenzen zu wahren und mich nicht von den Erwartungen anderer darin beeinflussen zu lassen und sie somit auf unsinnige Art und Weise zu erweitern, wo ich sie weder erweitern will noch kann, das ist es, was ich als mutig empfinde. Es ist ein „zu sich selbst stehen“, dass durch den scheinbaren Gruppendruck, der in unserer Gesellschaft herrscht, besonders viel Mut und Kraft bedarf.
    Danke! Für das in Erinnerung rufen! Das hat mir gut getan! Schöner Text!

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