Macht_Struktur

Nach 8 Jahren wieder Schulbetrieb.
Massenschleuse und automatisierte Abläufe, die keine Augen haben.
Es gibt diese ganz spezifisch Desorientierung, die zum “neu sein” und “fremd sein” dazu gehört und eine Abhängigkeit erschafft, für die manche Personen nicht sensibel sind.

Steile These: es gibt so etwas wie Informationsbroschüren, Lagepläne und Laufzettel,
sowie automatisierte Abläufe, damit bestimmte Personen diese Sensibilität auch nicht haben müssen.
Manchmal glaube ich wirklich, dass Personen, die in Lehrbetrieben tätig sind, tatsächlich nur über die ständig perpetuierte Annahme, Kinder bzw. alle Personen, die +/- 5 Jahre jünger sind, als man selbst, seien “unfertige”/ “unterentwickelte”/unreife/ “unerleuchtete” Wesen, denen man “von Natur aus” alles häufiger sagen muss, sich überhaupt die Mühe machen, noch so etwas wie sachdienliche Informationen abzusondern. Obwohl eine verstehbare, stabil verlässliche Erklärung der Gesamtstruktur auch reichen würde.
Aber das würde ja Machtstrukturen auflösen, in denen Wissen Macht ist und einzig diese wiederum es ist, die den Unterschied zwischen den Personen macht.

Mir fallen solche Strukturen immer wieder auf und ich kann sie nicht ignorieren, wie es andere tun. Für mich ist es eine wirklich große Erleichterung, das auch so klar zu haben, denn oft genug wird und wurde mir vermittelt, es sei ein persönliches Problem von mir, ein Wille zur Macht oder Dominanz, ein willkürlich gesetzter Impuls zur Opposition von mir, wenn ich innerhalb (sozialer) Strukturen genau diese Komplexe aufzeige.
Mir liegt nichts daran andere Menschen zu beschämen oder sie zu entmachten, wenn ich ihnen sage: “Hör mal- du hast mir gesagt… aber du hast XY und deshalb…”. Meistens geht es mir in solchen Situationen darum klar zu machen: “Hallo – du hast gesagt, ich könnte mich auf dich verlassen/ du würdest mich versichern/ du würdest mir Möglichkeiten zur Orientierung geben und jetzt stehe ich hier und nichts davon nehme ich wahr.”.
Wären Menschen sensibel für Abhängigkeiten würden sie merken, wie schwer in mir die angetriggerten Empfindungen von ausgeliefert und verlassen sein, in einer potenziell lebensbedrohlichen Situation sein und so weiter, kreisen.
Einfach, weil nur wer Abhängigkeit versteht und begreift, auch Gewalt und ihre Folgen
versteht und begreift.

Wer spürt, dass es Abhängigkeiten gibt, der spürt auch die Gefühle ausgeliefert, verlassen, bedroht zu sein.
Wer Abhängigkeiten lediglich als etwas betrachtet, was man einfach mit einem neuen Ordner, einer neuen Aufgabe, einem Neuarrangement der Abläufe regeln kann, der wird sich von den Abhängigkeiten anderer Personen vielleicht eher ge- oder auch überfordert fühlen und sich mehr oder weniger reflexhaft darum bemühen sich selbst zu erheben. Notfalls auch mittels Individualisierung des Problems über Pathologisierung, Marginalisierung – schlicht: Ab- bis Entwertung der Person, die letztlich gar nichts weiter getan hat, als seine eigene Abhängigkeit offen zu legen.

Ich denke, dass es mir leichter fallen würde, solche Machtdynamiken und – strukturen zu übergehen oder zu ignorieren, würde ich einerseits weniger stark in traumaassoziierte Empfindungen getriggert werden und andererseits, mehr Handlungsalternativen haben und jeweils akut auch nutzen können.
Ich meide Gruppen in aller Regel nicht, weil ich Hierarchie ablehne oder, weil ich die Nasen der Personen nicht mag, sondern, weil ich sie in dem, was ich tun will in 90% der Fälle nicht brauche, um zu tun, was ich tun oder können möchte.
Ich gehe in Gruppen, weil ich etwas will und die Gruppe dazu ge-brauchen kann. Im Gegensatz zu manchen Personen, die diese Gruppen leiten oder auch nur organisieren. Die brauchen die Gruppe oft, um sie zu ge-brauchen – häufig wollen sie sie aber nicht. Weil sie Arbeit machen, Kraft kosten, viel schwere Verantwortung bedeuten und nicht zuletzt in eine Lage versetzen, in der eigene Abhängigkeiten etwas sind, das nie nie nie und nimmer Thema sein darf, weil sie potenziell am eigenen Machtstatus knabbern und es ein Risiko bedeutet, zu überprüfen, ob das tatsächlich so ist.

Man mag mir sagen: “Ätschibätsch – dein Wollen und Brauchen macht dich schwach und jetzt rufst du ein Mimimi in die Luft, weil dich das anpisst, anstatt dich selbst darum zu kümmern, dass du kriegst, was du brauchst.”. Von mir aus kann das jede Person sagen, die sich über solche Gewaltausübung an mir besser fühlt – es ändert aber nichts.
Nicht jedes Brauchen ist durch von Wollen geleitetem Kämpfen auch erreichbar.

Wäre dem so, gäbe es keine der Strukturen von denen ich gerade sprach.


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