Lob

Was mir nicht gefallen hat, war das Lob.
Tatsächlich löst es in mir Aggression aus. Schreidruck. Eine ganz dumpfe Ohnmacht. Das Gefühl, nicht gesehen zu werden.

Lob wird als positives Ergebnis von etwas gesehen. Als Be.Lohn.ung.
Viele Menschen brauchen Lob, um sich zu bestätigen oder um sich sicher in ihrem Handeln zu fühlen.
Ich auch. Grundsätzlich.
Aber.

Ich kann Lob nicht in ein Gefühl in Bezug auf mich übersetzen. Für mich ist Lob eine Selbstauskunft der lobenden Person mir gegenüber. Eine Information darüber, was mein Tun, für die andere Person bedeutet. Etwas Gutes nämlich.
Entsprechend freue ich mich über Lob, weiß aber auch: Ich freue mich für die andere Person – nicht über meinen Beitrag dazu.
Es verstärkt nicht mein Selbstbewusstsein und pimpt auch nicht mein Ego, wenn ich oft und viel gelobt werde. Im Gegenteil. Ich bekomme das Gefühl benutzt zu werden. Unsichtbar zu werden, in meinen Anstrengungen für das Endergebnis. Unbeachtet in meinen Problemen und Ängsten darum.

Lob ist ein Kommunikationsmittel, das so eindeutig und stark bewertet ist, dass es schwierig ist, es zu kritisieren.
Ich weiß, wenn ich diesen Text veröffentliche, wird es Menschen geben, die mir tiefe Verkorksung unterstellen, mein Trauma verantwortlich machen, mir unterstellen, mich gar nie gut fühlen zu wollen. Einfach, weil sie Lob so gut finden und keine andere Praxis nutzen, um sich, positiv und zugewandt, den Werken und ihren Erschaffer_innen zu widmen. Sie nutzen ausschließlich Bewertung. Also etwas, das nur einseitig funktioniert.

Ich will Kritik.
Ich will, dass jemand in mein Potenzial vertraut und mir sagt, was ich ändern könnte. Was ich verbessern könnte. Ich will erfahren, für wie beweglich mein Werk und ich wahrgenommen werden. Ich will Interaktion. Kontakt. Miteinander. Augen.höhe.
Das fehlt mir. Und weil es fehlt, tut es weh. Weil aber so viel Lob angeflogen kommt, ist das kaum auszudrücken.
Das macht einsam. Ganz real.

6 thoughts on “Lob

  1. Lob bedeutet Bewertung.
    Bewertung bedeutet Macht und Ohne Macht.
    Anerkennung von Lob bedeutet Einstieg in das Macht-Ohnemacht-Gefüge.
    Die Mitteilung, das, was jemand tut, wird von jemandem anderem gut gefunden im weitesten Sinn, kann akzeptiert werden als Mitteilung dieser Person und CUT, mehr nicht.
    Lob als Mitteilung eines anderen Menschen zu hören und zu akzeptieren ist eine Herausforderung und sehr oft negativ besetzt worden, weil es bedeuten kann, sich damit auseinanderzusetzen, welche Konsequenzen das hat, bzw. welche Hierarchien es transportiert.
    Danke für den Input.

  2. Können wir überhaupt anders als von uns aus (wertend) loben? Ich werde mich dahingehend beobachten und bin froh um dieses Denkfutter in Sachen Loben.

    Irgendwie habe ich Ähnliches schon gespürt/wahrgenommen, ohne dass ich es aber so klar hätte benennen können.

    Ist Dankbarkeit eigentlich auch eine Art Lob? Etwas, das für euch ebenfalls schwer annehmbar ist? Ich bin nämlich tatsächlich oft richtig dankbar darüber, hier lesen und dabei, dank euch, meinen Herzhorizont weiten zu dürfen.

    Mein Dank meint euch, aber auch das von euch Formulierte, das ohne euch und eure Erfahrungen und Beobachtungen nie hätte formuliert werden können. Und dafür bin ich dankbar. Hm …

    1. Dankbarkeit finde ich schöner/angenehmer als Lob, weil es mein Werk nicht als Selbstverständlichkeit formuliert.
      Aber ich mag auch sehr, wenn Leute mir mitteilen, wozu sie meine Sachen verwenden. Oder wobei es hilft. Also – alles was so konkret ist, gibt mir Anhaltspunkte und damit ja auch wieder Futter für mögliche Ideen zur Weiterentwicklung.

  3. Ist Kritik nicht ganz genauso wie Lob etwas, das mehr über denjenigen aussagt, der sie sie formuliert, als über die Tatsache an sich oder über dich?

    1. Kritik sagt mir mehr über die Wahrnehmung der anderen Person. Wenn mir jemand sagt: „Deine Stimme ist toll – du singst so schön“, dann weiß ich nur: die Person kann hören und bewertet meine Stimme und meinen Gesang positiv.
      Wenn mir sagt sagt: „In den Höhen wirst du fistelig und dünn, das könnte besser sein“, dann weiß ich: die Person kann hören, sie vergleicht mein Schaffen mit einer eigenen Idee davon, die durch mein Schaffen entstanden ist. Und sie hat aktiv zugehört, sie hat gesehen, was ich da wann wie gemacht habe – und vertraut in unseren Kontakt, dass sie mir das so mitteilt.

      Sicherlich ist hier wichtig zwischen Abwertung und Kritik zu unterscheiden.

  4. jajaja ich brauche ständig bestätigung in meinem tun was meine arbeit betrifft was wiederum nur meiner arbeitsweise entspricht und jaa ich suche bestätigung in den gefühlen mit meinen realen und erträumten beziehungen – ABER ich gelobt zu werdenist eine passive angelegenheit die ich nicht ertrage, vllt hast du recht , es ist dem lobenden sein ding.das verstehe ich genausowenig wie STOLZ als irgendjemandem sein ding-für wen den? oder auf was den?

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