die Zeitreise ~ Teil 1 ~

“Guten Tag, ich möchte mit Ihnen über das Blog von Vielen sprechen.”, sagte ein Wesen mit lindgrüner Haut, dem ich gerade die Wohnungstür geöffnet hatte.
So etwas passiert mir ständig. Deshalb antwortete ich, geistreich wie immer: “Äh – oh’ kayyyy?” und trat einen Schritt zur Seite.

Das Wesen, dessen Nasenspitze etwa auf Höhe meines Bauchnabels war, schritt durch unseren Flur geradewegs in die Küche und setzte sich an den Tisch.
“Wie Sie wissen werden sie bald ihren 1.000 sten Artikel unter einblogvonvielen.org veröffentlichen.”, sprach es und hielt NakNak* seine Hand hin, um sie beschnuppern zu lassen.
Meine freudig durchknallende Hündin hingegen begann den Hut des Wesens abzulecken.
Unbeeindruckt fuhr es fort: “Nun. Haben Sie sich überlegt, wo Sie ihren Schwerpunkt setzen wollen? Ich würde dann jetzt nämlich gerne bald anfangen.”.

“Äääh.”, kullerte aus meinem Mund heraus und blieb träge vor meinen Füßen liegen. “Öh wer sind Sie denn bitte und womit genau würden Sie denn gerne bald anfangen?”.  Das Wesen richtete sich auf und fragte mit großen Augen: “Oh – ja haben Sie denn das Memo nicht gekriegt?”.  Ich legte den Kopf schief und runzelte die Stirn zur Antwort. “Na, das Memo für von Selbst_Zweifeln zerfressene Blogger_innen, die keine Ahnung haben, was sie da eigentlich seit 1000 Artikeln treiben und dringend aufgefordert werden sich und ihre Entwicklung anlässlich des ebenjenem 1000sten Artikel zu reflektieren.”.
Es fing an seine Taschen zu durchsuchen. “Verdammt – ich habe auch keine Kopie dabei.”, grummelte es und sprang von der Küchenbank herunter.
Das kleine Wesen in Tweedanzug und schlichten Schuhen ging auf mich zu, sah mich an und streckte die Hand aus: “Ich bin Kurt. Ihr persönlicher Zeitreiseleiter.”.

“Okay okay”, dachte ich, “Vielleicht ist diese Mischung aus Meditonsin und Seroquel nicht so der Hit für meine Realitätswahrnehmung.” und betrachtete NakNak*, die hingebungsvoll am Stoffbezug der Küchenbank leckte.
Kurt wackelte mit seiner Hand in der Luft herum und bewarf mich mit einem Blick, den ich als Aufforderung las sie zu schütteln. Ich vergrub meine Hände in den Taschen meines Kordrocks und wandte den Kopf ab. “Ich mag sowas nicht.”.
Er ließ die Hand sinken und nickte. “Verstehe – und wie gedenken Sie zu überprüfen, ob es sich bei meiner Erscheinung nicht um eine Halluzination aufgrund einer stündlichen Minimenge Alkohol auf ihr tägliches Neuroleptikum handelt?”. Mein unerwarteter Besuch stemmte die Hände in die Hüfte und lächelte mich naseweis an.

“Vielleicht gar nicht?”, naseweiste ich zurück. “Vielleicht lehne ich mich einfach zurück und genieße den Trip? Ich bin krank? Zu manchem Entertainment muss man auch einfach mal “Ja” sagen?”.
Er lachte auf und grinste mich an: “Aha eine von den ganz Abenteuerlustigen, hm?”. Ich winkte ab und goss mir einen weiteren Erkältungshelfertee auf: “Nö nur ein bisschen irre. Und gespannt, ob Sie da draußen ein Einhorn an die Laterne gebunden haben, auf dem wir beide gleich in meine Vergangenheit reiten, um auf die glorreichen Entwicklungen unseres virtuellen Rumgejammers einzugehen.”.

“Es ist eine Schleiereule und sie wartet auf dem Dachfirst auf uns.”, antwortete Kurt und wandte sich zur Wohnungstür. “Aber natürlich können Sie auch weiter über Ihren inexistenten Wahnsinn kichern.”. Er griff nach der Klinke und drückte sie herunter. “Ist ja nicht so, dass es nicht noch mehr Blogger_innen wie sie gibt und ich ja auch mit meiner Arbeit fertig werden muss.”.

Ich hörte auf zu schmunzeln und merkte, wie die anderen mich in Richtung Tür schubsten. “Wehe du gehst jetzt nich wenigstens gucken, ob da nicht in echt ne Eule sitzt!”, schwebte an mir vorbei und erzählte mir eine Geschichte, in der ich mir in den Hintern beißen müsste, würde ich so eine Gelegenheit verpassen, weil ich mal wieder an meinem Kopf zweifelte.

“Warten Sie!”, rief ich Kurt nach und warf mir eine Jacke über.