das „Was würdest du deinem 14jährigen Ich heute sagen?“-Meme

Einige Tage vor meinem 33sten Geburtstag las ich einen Tweet mit der Frage, was man seinem 14 jährigen Ich heute sagen würde. Das hat mich eine Weile umgetrieben, denn ich erinnere mein 14 Jahre alt sein nicht so richtig.
Das war wieder so ein Moment, in dem mir einmal mehr bewusst wurde, dass das etwas ist, was viele andere Menschen so gar nicht haben. Also, so wirklich jetzt.
Und, dass das, was sie als damals vielleicht schwer oder unangenehm oder vielleicht sogar quälend einordnen, für sie eigentlich gar nicht mehr der Rede wert ist. Sie sagen „Pubertät“ und meinen eine schwierige Lebensphase, die nun glücklicherweise hinter ihnen liegt. Viele wollen ihrem 14 jährigen Ich sagen, dass es vorbei geht; dass es besser wird; dass es okay ist; dass es heute nichts mehr bedeutet.

Und ich feiere meinen 33sten Geburtstag und spüre sehr sehr deutlich, dass alles auch heute noch etwas bedeutet. Dass es besser, aber nicht gut ist. Dass es vergangen, aber nicht vorbei ist.

Ich weiß, dass mein 14 jähriges Ich nicht mehr leben will. Dass es sich zum Leben zwingt, weil es noch nicht genug Kraft für den Suizid aufbringen kann. Ich weiß, dass mein 16 jähriges Ich innerhalb von 2 Jahren 3 Mal gehört hat, dass es keine 20 Jahre alt werden wird und das glaubt, weil sein_ihr Leben die Hölle ist, die niemand sieht, niemand versteht, niemand beendet.

Ich weiß, dass ich, dass wir einfach nicht den Abstand zur Gewalt, zum Trauma haben, um die Ebene zu erreichen, von der aus andere Menschen auf sich schauen. Vielleicht ist es auch überhaupt nicht erstrebenswert als Erwachsene_r in die eigene Jugend zu schauen und zu denken, dass das alles in Wahrheit ja eh nur spinnerter Killefitt war, den man viel zu ernst nahm, weil man noch sehr jung war. Aber, es wird nicht so weh tun. Nicht so schwer sein.

Wenn man so lebt und tickt, dann feiert man die eigenen Geburtstage anders.
Da hat man keine Angst davor, ob es okay ist, wenn Menschen gratulieren. Da ist man nicht den ganzen Tag hintergründig damit beschäftigt, sich noch einmal mehr als sonst darin zu versichern, dass es okay ist immer noch zu leben; dass es auch ein Geburtstag ist, wenn Mutti und Vati nicht dabei sind; dass es im Grunde nur bedeutet, dass sich der Tag jährt, an dem man geboren wurde – und weiter nichts. Null. Absolut gar nichts.

Am Ende meines Geburtstages lag ich im Bett und fühlte viel Dankbarkeit der Kinder- und Teenagerinnens. Für den Kuchen, für das Playstation spielen, für die Pizza und die vielen Glückwünsche über Twitter. Meine eigene Dankbarkeit galt dem Umstand, dass wir noch leben. Dank der 14, der 15, 16 17 jährigen Ichs. Mehr hatte ich ihnen, in dem Moment, nicht zu sagen.


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3 thoughts on “das „Was würdest du deinem 14jährigen Ich heute sagen?“-Meme

  1. Ich hab gerad Gänsehaut bekommen beim Lesen des letzten Absatzes, warum kann ich gar nicht Recht in Worte fassen, ich glaub ich hab gedacht “Ja“, bei der Dankbarkeit der Kinder und Teenager für Pizza und Playstation spielen und diesen Tag auf diese Art und Weise gestalten, dann kam die erste Gänsehaut. Es berührt mich immer sehr, wenn welche, die sowas gar nicht oder kaum kennen, so etwas erleben/kennenlernen dürfen, weil es so gar nicht selbstverständlich ist; zumindest hat mich das an so ein Erleben bei uns erinnert. Ich glaube, daher kommt die Gänsehaut.
    Alles Liebe nachträglich zum Geburtstag!

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